Immer wieder werde ich gefragt woher die Garne kommen, die
ich verarbeite. Das möchte ich zum
Anlass nehmen, ein paar Worte über Nachhaltigkeit in der individuellen,
handwerkliche Produktion zu schreiben.
Zunächst zum Material, das ich verarbeite:
Die Garne, die ich verarbeite, sind ausnahmslos hochwertige
Industriegarne aus Naturfasern von namhaften Herstellern. Die Garne sind nur zu
einem sehr geringen Teil ökologisch zertifiziert. Woran liegt das? Ich würde
viel lieber ausschließlich mit ökologisch zertifizierten Garnen arbeiten, aber
leider bekomme ich sie nicht. Handarbeitsgarne, die vielfältig in ökologischen
Qualitäten zu bekommen sind, sind für meine Zwecke ungeeignet.
Ich arbeite mit Industriegarnen und die Hersteller sind auf
Industriekunden eingestellt. Wir kleinen Handwerker, die nur wenige Kilogramm
Garn im Jahr verarbeiten, sind darauf angewiesen, dass ein Garnhersteller sein
Garn in kleinen Mengen abgibt (Konenweise, d.h. ca. 1,7 kg pro Farbe, das ist
für mich schon recht viel). Hier ist das Angebot sehr begrenzt, ökologische
Wollgarne z.B. finde ich nicht in Kleinstmengen. Die übliche Abnahmemenge ist
ein Karton (= 24 Konen à 1,7 kg = 40,8 kg) pro Farbe! In dieser Größenordnung
könnte ich jedes Garn beziehen, dieser eine Karton übersteigt jedoch schon fast
meinen gesamten Jahresverbrauch. Natürlich frage ich meine Händler regelmäßig
nach ökologischen Garnen in Kleinstmengen und hoffe, dass sich etwas bewegt.
Immerhin bekomme ich mittlerweile problemlos mulesing-freie Wollgarne.
Immer wieder finde ich bei Händlern, die Reste aus
Industrieproduktionen verkaufen, auch ökologisch zertifizierte Garne. Die kaufe
ich gerne. Es ist aber Zufall, wenn Qualität und Farbe stimmen. Grundsätzlich
beziehe ich bei diesen Händlern auch
gerne Restposten anderer hochwertiger Garne. Das ist immer noch nachhaltiger,
als die Garne neu zu kaufen.
Zur Nachhaltigkeit gehört auch die Produktion:
Meine Produkte entstehen in Handarbeit, d. h. ich benötige außer
für Waschen und Bügeln keinen Strom. Meine Strickmaschinen und Webstühle sind
schon seit Jahrzehnten im Einsatz (z. T. seit den 50er Jahren!) und müssen
nicht alle paar Jahre ausgetauscht werden, weil die Technik veraltet ist.
Ich arbeite auf Maß und stricke in Form, d.h. es fällt kein
Abfall an. Material von Probestücken und fehlerhaften Teilen verwerte ich
kreativ weiter.
Meine Produkte sind zeitlos, und langlebig und von hoher
Qualität. Sie werden jahrelang Freude daran haben. Was nutzt ein T-Shirt aus
GOTS-zertifizierter Baumwolle, das nach der dritten Wäsche auseinanderfällt?
Meine Produktionsbedingungen sind absolut fair, ich beute höchstens
mich selber aus. Die Transportwege sind kurz, da ich überwiegend direkt und
persönlich aus meinem Atelier verkaufe. Pakete verschicke ich mit DHL, das ist meines
Wissens der einzige Transportdienstleister, der seinen eigenen Angestellten
einen Tariflohn zahlt. Ich verkaufe nicht über die großen Verkaufsplattformen
im Internet, die ihre marktbeherrschende Stellung gnadenlos ausnutzen, sondern
über kleine, inhabergeführte Läden und Galerien, die genau wie ich mit
Leidenschaft hinter dem stehen, was sie tun.